„Ein fremder Fingerabdruck auf einem Glas. Leicht bestäubt mit Heilerde. Eine Schicht Klebstoff darüberschmieren und warten, bis er trocken ist. Dann den Klebstoff abziehen, und man hat einen tragbaren Fingerabdruck. Damit findet dich niemand. Alle Systeme sind dazu da, überwunden zu werden.“
(Philipp Löhle, Die Unsicherheit der Sachlage)
„How to make a bomb“ ist eine theatrale Versuchsanordnung, die 2012 im Rahmen des Salons „Formen des Widerstands“ stattfand. Der Abend bestand aus einer 30-minütigen Performance und einer anschließend zunächst moderierten und sich dann in den Abend hineinziehenden Diskussion.
Angefangen bei der Französischen Revolution bediente sich die Performance revolutionärer Texte aus verschieden Genres, von George Büchner über Ulrike Meinhof und Heiner Müller bis hin zu Zeitungsartikeln und Twitter-Meldungen aus dem Arabischen Frühling.
Strukturiert durch die Bauanleitung einer Bombe wurde hierbei der Konflikt zwischen Handlung und Haltung hinterfragt, indem durch das Verbrennen einer Blutorange auf einer Herdplatte eine unangenehme Situation kreiert wurde. Theoretisch hätte die Situation durch einen vermeintlich simplen Handgriff – das Ausschalten der in unmittelbarer Nähe zum Publikum deutlich sichtbaren Herdplatte – verändert werden können. Dieser einfach durchzuführende Handgriff hätte jedoch das Überschreiten einer durch Konventionen deutlich gesetzten Grenze bedeutet; es hätte bedeutet, ungefragt und ungebeten zu partizipieren und in eine „Inszenierung“ einzugreifen.
Nachdem dies nicht geschah, gingen die Performer_innen dazu über, das Publikum aktiv in die Performance mit einzubeziehen und es für „ihre Zwecke“ als unterstützende Masse zu nutzen. Hieraus entstand jedoch auch nur ein gesitteter Chor und noch keine kontroverse Diskussion. So gingen die Performer_innen nun doch zu ihrem ursprünglichen Plan zurück und „zündeten die Bombe“.
In der anschließenden Diskussion wurde die Frage analysiert, was es braucht, um sich selbst zu ermächtigen, Veränderung anzustoßen oder auszuhalten. Auch wurden die Rolle der Masse sowie der Massenhysterie innerhalb sozialer Bewegungen oder Revolutionen und die Frage, ob eine Masse ein gemeinsames Ziel haben könne, diskutiert. Die moderierte Diskussion ging dann in einen informellen Teil des Abends über. Getränke konnten ausschließlich in zweifacher Ausführung erworben werden, so wurde die Bar im weiteren Verlauf des Abends immer wieder zum Ausgangspunkt von Diskussionen zwischen Menschen, die einander zuvor nicht begegnet waren.
Mit Birte Rüster & Alexander Steindorf
Regie & Dramaturgie Marie-Christin Rissinger & Martina Maggale
Raum Isabell Ziegler Kostüm Radha Freudemann Fotos Xymena Gendera